WISSENSWERTES ZU KRÄUTERN UND BLUMEN

Zwischen 830 und 840 schuf der Reichenauer Mönch Walahfried Strabo, Abt von 842-849, das Lehrgedicht „Hortulus“ (Gärtlein) – erste Kunde vom Gartenbau in Deutschland; in 444 Versen werden 24 Heilkräuter, Küchen- und Zierpflanzen beschrieben, die wir noch heute kennen;in der Tradition des Hl. Benedikt wussten auch die Reichenauer Mönche um die Heilkraft der Pflanzen;
das Revolutionäre an Benedikt war seine neue Sicht der Krankheit: nicht mehr Strafe Gottes oder Schicksal, in das man sich ergeben muss – sondern Herausforderung, ihr mit den Mitteln der Natur zu begegnen;  aus diesem Hortulus und aus anderen Quellen nun ein paar Hinweise zu ausgewählten Pflanzen

Salbei
Mit ihm fängt Strabo an: „da er sich bei vielen Leiden der Menschen als hilfreich erwies, verdient er es, sich ewig grünender Jugend zu erfreuen“; - ein lat. Sprichwort sagt dazu: „Cur moriatur homo, cui salvia crescit in horto?“ -
„Warum soll einer sterben, dem Salbei im Garten wächst?“
Anwendung bei  Entzündungen im Mund- und Rachenraum, günstiger Einfluss auf Magen und Darm; und natürlich als Gewürz (z.B. Saltimbocca – Kalbsschnitzel mit Parmaschinken und Salbeiblättern)!
 
 
Minze  
  Strabo: „Auch darf mir nie ein Vorrat an gewöhnlicher Minze fehlen ...“ -
 „eine nützliche Art dieser Minze vermag, wie man meint, der rauhen Stimme wieder klaren Ton zurückzugeben ...“ Jedenfalls: die heute so bekannte Pfefferminze wird erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts in England erkreuzt – kommt in der Natur nicht vor!
Pfefferminze ist v.a. als Tee bekannt, Magen, Darm, Leber und Galle anregend; auf Haut und Schleimhäuten Kältegefühl, daher  Krausminze vom Kaugummi bekannt: Spearmint! (wild nur selten, ohne Menthol)
nochmals Strabo: „Wer aber Kräfte, Arten und Namen der Minze vollständig aufzählen kann, weiß auch bestimmt, 
wie viel Fische im Roten Meer sich tummeln ...“




Odermennig
 Strabo: „Hat einmal feindliches Eisen unsere Glieder verletzt, rät man uns, seine Heilkraft zu erproben und auf die klaffende Wunde seine gestoßenen Triebe zu legen ...“
Anwendung v.a. bei Durchfall und Magen-Darm.-Beschwerden (wegen der Gerbstoffe); milder adstringierender Effekt: Gurgelmittel bei Mund- und Rachenentzündungen;
 
 



Rainfarn/Schafgarbe

 In Strabos Garten wächst eine Pflanze mit Namen Ambrosia; er zweifelt aber selbst, ob seine Pflanze die Götterspeise Ambrosia („Nektar und Ambrosia“- Götternahrung der greich. Mythologie) der Antike sei, die Unsterblichkeit verleiht; Fachleute vermuten einen so genannten Körbchenblüter, evtl. Rainfarn oder Schafgarbe
 Rainfarn: das ätherische Öl wirkt wurmwidrig; giftig; keine Selbstbehandlung!;
 Schafgarbe: vielseitig, v.a. zur Unterstützung anderer Kräuter z.B. in Husten- und Erkältungstees; bei Magen-, Darm- und Gallenbeschwerden; regt die Nieren an; auch zur Wundbehandlung;  früher an Stelle von Hopfen zum Bierbrauen

 Beifuß
Eine sehr häufige, zähe Pflanze, an Zaun und Wegrand, als Pionierpflanze auf Schutt; der kräftigere Bruder ist der Wermut; alle Heilanzeigen, die für Wermut gelten, treffen auch für Beifuß zu.
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Berühmt vor allem wegen seiner Bitterstoffe; deshalb auch als Gewürz für fette und schwere Speisen (z.B. Gänsebraten!);
 in der Alten Welt auch als Räuchermittel, z.B. in den Rauhnächten, wie es in einigen abgelegenen Alpentälern noch heute der Brauch ist – zusammen mit Wachholder
Damit sind wir bei der japanischen Moxabehandlung, die in letzter Zeit auch bei uns Interesse findet: Moxa ist der japanische Name für Beifuß. Und bei der Moxabehandlung werden auf den Akupunkturpunkten des Körpers Beifußkugeln oder gepresste Beifußblätter abgebrannt – durch die Hitze entsteht eine reflektorische Wirkung auf die (z.B. erkrankten) inneren Organe und deren Energiezufluss.
 
 
Johanniskraut
Das Rot des Saftes wird auf Christi Blut zurückgeführt (anderer Name „Jesuwundenkraut“); Hauptblüte ist um Johanni, 24. Juni, herum;
Merkmale: zweikantiger Stängel (selten), gegen das Licht helle Punkte in den Blütenblättern (Sekretbehälter: äth. Öl und Harz), die gelben Blüten verfärben sich blutrot, wenn man sie zerreibt
v.a. zur Behandlung leichter depressiver Zustände und nervöser Erkrankungen („pflanzliches
Antideperssivum“); muss über längeren Zeitraum eingenommen werden, macht aber lichtempfindlich; auch Johanniskrautöl aus den Blüten: innerlich leicht galletreibend oder zur Beruhigung eines überreizten Magens, äußerlich zur Beruhigung der Haut. 
 
 
Königskerze (kleinblütige 1,5-2 cm/großblütige 3,5-4 cm, mehlige, schwarze, u.a.)
 Auch Wetterkerze genannt oder Himmelbrand oder St.Johanniskerze: rührt vom alten Brauch her, eine Königskerze in das Johannisfeuer zu halten, dann an der Haus- und Stalltür aufzuhängen, soll das Anwesen vor Unwetter bewahren – in dieser Funktion auch in der Weihbuschel (Glaube/Aberglaube nah beieinander).
Aber auch mit Heilwirkung: bei Katarrhen der Atemwege – reizmildernd, auswurffördernd.
In unserer Weihbuschel erinnert die Königskerze v.a.an Maria, deshalb in der Mitte des Straußes - auch Rose, Lilie, Gladiole oder andere besonders schöne Blüte.

 

Ich schließe mit Versen von Paul Gerhardt, einer der bedeutendsten Dichter des Barock,
der in diesem Jahr seinen 400. Geburtstag feiern kann.

            Geh aus, mein Herz und suche Freud
            in dieser lieben Sommerzeit
            an deines Gottes Gaben;
            schau an der schönen Gärten Zier
            und siehe, wie sie mir und dir
            sich ausgeschmücket haben.
 
            Die Bäume stehen voller Laub
            das Erdreich decket seinen Staub
            mit einem grünen Kleide;
            Narcissus und die Tulipan,
            sie ziehen sich viel schöner an
            als Salomonis Seiden.
 
            Der Weizen wächset mit Gewalt
            darüber jauchzet Jung und Alt
            und rühmt die gro0e Güte
            des, der so überflüssig labt
            und mit so manchem Gut begabt
            das menschliche Gemüte.
 
            Ich selber kann und mag nicht ruhn;
            des großen Gottes großes Tun
            erweckt mir alle Sinnen;
            ich singe mit, wenn alles singt,
            und lasse, was dem Höchsten klingt,
            aus meinem Herzen rinnen.